Dahab, 5.April 2012

Hallo ihr Lieben, da sind wir wieder…
Bei uns war inzwischen wieder einiges los…
Das Visum verlängern war absolut kein Problem…20.- für 6 Monate…nun dürften wir also noch bis Ende September in Ägypten bleiben, aber denken, dann sind wir längst über alle „Berge“ oder „Wüsten“…
Wir merken, dass es langsam an der Zeit ist aufzubrechen. Nun haben wir unsere Bücher gelesen…Obwohl wir eigentlich „nichts“ tun, haben wir doch das Gefühl, dass wir ständig enorm müde sind. Glaube aber auch, dass es mit dem permanent“ um die Ohren blasenden Wind“ zusammenhängt, der nervt nämlich langsam und saugt unsere sämtliche Energie…aber wenn das unsere einzigen „Probleme“ sind und bleiben, dann geht es ja noch…;-)
Es war amüsant, Patrick musste mal wieder einen kürzeren Haarschnitt verabreicht bekommen. Der Coiffeur entfernte ihm mit einem Faden und spezieller Technik sämtliche, restlichen Gesichtshaare (ausser dem normalen Bartwuchs und den Augenbrauen). Danach fragte er mich, ob ich auch die überflüssigen „Haare“ entfernt haben möchte. Sein englisch war zwar sehr schlecht, aber ich habe gesehen, dass er bei Patrick gute Arbeit geleistet hatte und so willigte ich ein. Autsch, habe nicht gewusst, dass sich in meinem Gesicht so viele Härchen befinden! Aber das Ergebnis war schlussendlich zufriedenstellendund für einen Unkostenbeitrag von 4.- war es mir das auch mehr als wert…
…unverhofft kommt oft. Immer wenn wir uns vornehmen an den Strand zu gehen (was wegen dem Wind nicht sehr oft vorkommt), werden wir sicherlich auf dem Weg dorthin von irgendjemandem von unserem Vorhaben abgehalten…dort ein Schwatz, dort eine Einladung zum Tee trinken, dort Karten oder Backgammon spielen….aber heute wollte uns Samir (ein knorriger, ein bisschen verrückter „Halb-Greis“) zu einem Ausflug einladen. Er betreibt einen kleinen Shop, wo er Schnorchel Ausrüstung verleiht und Ausflüge anbietet. Aber da wir ja unsere eigene Ausrüstung mitgebracht hatten und uns das Wasser immer noch zu kalt ist, konnte er mit uns leider noch kein Geschäft machen. Aber so gütig wie er ist, hätte er uns kostenlos so oft wie wir gewollt hätten, Neoprenanzüge ausgeliehen. Aber ich hatte absolut keine Lust mich in ein so enges Teil einzuzwängen…Also, er hatte für heute Abend eine Ägyptische Touristengruppe angemeldet, zum Grillen, irgendwo am Meer, in der Pampa. Er lud uns ein mitzukommen. Da brauchten wir nicht lange zu überlegen. Die 4 Ägyptischen Frauen und ihre 2 Kleinkinder hatten im Innern der Pickups Platz, der Rest (10 Erwachsene und ein Kind (Samirs Sohn), plus Feuerholz und Esswaren) musste sich auf die Ladefläche quetschen…Der Vorteil war aber auch, weil es sooooooooooo eng war, konnte man gar nicht runterfallen…egal wie viele Schlaglöcher noch kommen mögen ;-) …Es war ein sehr gemütlicher Abend.
Die Ägyptischen Pärchen wollten sich unbedingt von mir fotografieren lassen, da sie selber keine Kamera dabei hatten. Am Tag darauf konnte ich die Fotos dann auf einen Stick laden und Samir geben, damit er die Fotos seinen Freunden weiterleiten konnte, denn über einen
E-mailaccount verfügen sie nicht…
Als wir es am nächsten Tag dann endlich doch noch an den Strand in unsere Lieblingslagune geschafft haben, „stranden“ vor uns 3 kleine ägyptische Mädchen. Sie wollen unbedingt mit uns kommunizieren, aber nur eine der Mädels spricht ein paar Wörter englisch. Plötzlich nehmen mich 2 an der Hand und „entführen“ mich. Etwas weiter entfernt stellen sie mich dann ihrer Grossmutter, Vater und Mutter vor, die sprechen absolut kein einziges Wort englisch. Kommunizieren wird also schwierig werden, dafür verköstigen sie mich mit Bananen und einem grässlichen Süssgetränk. Beides mag ich eigentlich gar nicht, aber runter damit, möchte sie ja nicht beleidigen…
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Am 28.2. brechen wir dann schliesslich auf. Um 11 Uhr sind wir in Nuweiba am Port und erkundigen uns nach 2 Fährtickets für Aqaba, Jordanien. Ein Ticket kostet mit der Slow Fähre horrende 75 $ pro Person. Aber eine andere Wahl haben wir fast nicht, ausser wir würden über Israel reisen und das wollen wir wiederum nicht, weil der Israelische Stempel im Pass in einigen Ländern Schwierigkeiten machen kann. Also Augen zu und durch….Wir warten also noch geduldige 4 Stunden bis es endlich losgeht. Um 15 Uhr ist Boarding…zu diesem Zeitpunkt wussten wir aber nicht, dass wir auf der Fähre nochmals über 5 Stunden warten müssen, bis sie sich endlich langsam in Bewegung setzt. Das Schiff ist nun endlich voll (fast ausschliesslich mit Männern, Gastarbeitern, die ihren Lebensunterhalt in Saudi Arabien verdienen). Im Nachhinein mussten wir erfahren, dass die empfohlene Schnellfähre seit der Revolution nicht mehr im Betrieb ist. Aber das sagt einem keiner, denn schliesslich wollen sie die Touristen auf die langsame verfrachten, denn die bezahlen ja wie immer das x-fache des Preises eines Einheimischen. Die Fahrt dauert so 3,5 Stunden. Auf dem Schiff mussten wir zur Immigration, welche sagte, dass sie den Pass „behalten“ wird und erst bei der Immigration in Jordanien wieder aushändigen wird. Okay…wir wundern uns zwar, aber ein paar wenigen Arabern und 2 Französinnen ergeht es gleich. Wir benötigen nochmals 2 weitere Stunden bis wir endlich unseren Pass zurück erhalten haben, weil jeder den wir fragen uns in irgendeine andere Richtung schickt oder nur sagt „warten“. …ca. um 2 Uhr sind wir dann endlich im Hotel, aber mit Schlafen ist nichts, da es soooooo laut ist, aber egal, Hauptsache liegen und Augen schliessen…
Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Wadi Musa, wo die bekannte Anlage von Petra liegt. Bekannt durch den Film „Indiana Jones 3“ (Der letzte Kreuzzug). Seit es zum UNESCO Kulturerbe gehört und als eines der 7 Weltwunder anerkannt wurde, sind die Eintrittspreise extrem in die Höhe geschossen. Vor 2 Jahren bezahlte man noch 21 JD nun 50 JD (ca. 1 zu 1 mit dem Euro) für einen Tag, Einheimische oder Araber nur 1 JD. Habe ja absolut kein Problem etwa mehr zu bezahlen, aber gleich 50-mal mehr finde ich dann doch etwas tooooooooo much! Aber die Jordanier benennen Petra ja als die Ölquelle ihres Landes. Die vielen Eintagestouristen, welche mit ihrem Kreuzfahrtschiff am Hafen von Aqaba ankommen, bezahlen sogar 90 JD, da sie gleich wieder weiterreisen und sonst ja kein Geld im Land lassen….Aber nichts desto trotz, die Anlage ist gewaltig, riesig und sehenswert! Wenn man wirklich alles sehen möchte, kann man ein paar Tage dort verbringen, wandern und erkundigen. Man legt jeweils riesige Distanzen zurück und das meiste an der prallen Sonne. Für die „Müden“ gibt es aber genügend Transportmittel wie Kutschen, Kamele, Pferde oder Esel…wir bevorzugen aber das Laufen…Eigentlich wollten wie 3 Tage in Petra bleiben und haben auch den 3 Tagespass gelöst, aber nach 2 Tagen sind wir bereits so müde und haben Muskelkater, dass wir uns entscheiden weiterzureisen nach Amman, der Hauptstadt Jordaniens.
Aber besonders genossen haben wir die gigantischen Sonnenuntergänge! Unglaublich, so eine rote Sonne haben wir selten gesehen…muss mit dem in der Luft liegenden Sand liegen…
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…unterwegs von Wadi Musa nach Amman…

Ca. 1/3 der gesamten Population lebt in Amman. Wir haben uns im Zentrum, nahe der wenigen Sehenswürdigkeiten, in einem versifften Loch einquartiert. Etwas anderes war nicht zu finden und noch viel teurer. Zum Glück haben wir wohlduftende Räucherstäbchen dabei und unseren kuschligen Schlafsäcke  Wir gehen hoch zur Zitadelle, wo man einen herrlichen Blick auf die Stadt werfen konnte. Die Stadt liegt wie in einem Talkessel und überall wird Haus an Haus in den Hang gebaut. Wenn dann noch die Gebetszeit ist und von überallher erklingt der Muezzin mit seinem Gesang vom Minarett der vielen Moscheen, hat das schon ganz etwas Mystisches. Wir laufen kreuz und quer durch Gasse und Märkte. Zur unserer Verblüffung müssen wir sagen, dass es in den Läden wirklich ganz schöne Burkas gibt, mit schönen Farben, edlem Stoffen und aufwendigen Stickereien(der Trend liegt aber im klassischen, unauffälligen Schwarz). Aber keine Angst, mein Outfit möchte ich dennoch nicht tauschen oder ändern.
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“Was meint ihr, kommt der Schweizer Tracht doch

ziemlich nahe… 😉 ???”

Wir haben uns noch am selben Abend dafür entschieden, so schnell wie möglich Jordanien wieder zu verlassen. Zum einen hat es zu wenig, was uns reizt, es ist überteuert und die Nächte sind uns definitiv zuuuuuu kalt. Wir reservieren uns also für den ersten Bus am Morgen um 7 Uhr 2 Tickets zurück nach Aqaba….
Da wir möglichst wenig Zeit im versifften Zimmer verbringen wollen, stöbern wir möglichst lange in den Gassen umher. Um uns die Hände aufzuwärmen trinken wir bei einem Strassenhändler einen Kaffee. Hinter uns werden wir von einem Mann angesprochen, der fliessend deutsch spricht. Er erzählt uns, dass seine Mutter Palästinenserin ist, sein Vater Jordanier, und er selber aber in Deutschland, Berlin, aufgewachsen sei. Im Moment sei er hier, um seine Verwandten zu besuchen. Gestern sei ihm ein Missgeschick passiert und sein Geld und sein Pass wurden ihm gestohlen. Er freut sich mit uns deutsch zu sprechen und fragt, ob wir noch ein Bier trinken gehen wollen. Hm, na ja, warum eigentlich nicht, denn ins Zimmer zurück wollen wir eh noch nicht und mit etwas Alkohol können wir dann vielleicht besser schlafen. Er bestellt, ohne uns nochmals zu fragen. Es kommen 2 grosse Biere, eines für Patrick, das andere für mich, und für den Guy eine Cola. Der Kellner serviert uns 3 Teller mit Essen. Wir sind überrascht, da wir gerade vom Essen kommen und eh keinen Hunger mehr haben. Aber er erklärt uns, das sei hier üblich, wenn man Bier bestellt, dass das Essen mitserviert wird…wir wundern uns…Wir haben tolle Gespräche und es ist sehr interessant. Er ist fasziniert von unserer Reise und unseren Plänen, und fragt nach unserer E-Mail und Facebook Account. Später macht er von uns noch ein Foto. Als er dann aber eines von jedem einzelnen machte, wundern wir uns schon und unsere Alarmsignale klingeln. Wie zu erwarten, war dann die Rechnung auch überrissen. Schliesslich brechen wir auf und er sagte, sein Hotel liege auf dem Weg zu unserem und da er im Moment kein Geld hätte, konnte er seinen Jordanischen Pass hinterlegen. Hm, er hat also noch einen Pass? Irgendwie wird die Geschichte immer unglaubwürdiger und der Typ uns unheimlicher….uns ist es plötzlich nicht mehr wohl, dass er so viele Angaben von uns hat. Glücklicherweise haben wir von ihm auch ein Portraitfoto gemacht.
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“Da isch dä Halungg!!!”

Zurück im Guesthouse erzählen wir dem Zuständigen unsere Geschichte und zeigen ihm das Foto. Er erkennt ihn auf Anhieb, da er anscheinend kein ungeschriebenes Blatt ist. Da es bereits 11pm. Ist, eilen wir zur Touristenpolizei, denn normalerweise schliesst das Guesthouse um Mitternacht. Das Büro war aber leider bereits geschlossen. So suchen wir die normale Polizei auf. Die sind sehr freundlich und hilfsbereit und bringen uns direkt zum Major. Wir stören ihn zwar gerade beim Fernsehschauen, aber er hört sich unsere Geschichte sehr aufmerksam an, lässt uns Tee servieren und versucht uns zu beruhigen. Wir zeigen ihm das Foto. Er bestätigt uns, was wir ohnehin schon befürchteten und unser Gefühl hat uns Recht gegeben. Er ist bekannt, war schon im Gefängnis und ist als allgemeiner Betrüger berüchtigt
und hatte schon viele Frauen belästigt. Nur eine Minute später haben sie ihn bereits gefasst und sie bringen ihn zur Gegenüberstellung ins Büro. Herzklopfen pur…natürlich ist er sehr wütend. Sie stecken ihn gleich in die Zelle. Wir kriegen unseren Notizzettel mit unseren Adressen zurück und die Polizei löscht all seine Fotos, Nummern und Daten auf seinem Natel. Wir sind erleichtert. Die Polizei versichert uns, dass wir nun nichts mehr zu befürchten haben und morgen beruhigt abreisen können. Der Major gibt uns seine Privat Telefonnummer, damit wir ihn jederzeit erreichen können, wenn nochmals etwas vorfallen sollte… im nächsten Büro mussten wir nochmals die ganze Geschichte erzählen, welche dann noch rapportiert wurde…schlussendlich unterschrieb ich etwas, dass ich selber nicht lesen konnte…
Die Nacht wurde dementsprechend kurz, da wir bereits um 6.30 Uhr beim Busterminal sein mussten. Kurz vor Mittag waren wir dann wieder zurück in Aqaba. Per Taxi ging es an die Israelische Grenze. Eigenartiges Gefühl, ausser noch einer einzigen Touristin, welchen nach Tel Aviv möchte, kein Knochen. Die Kontrolle nimmt es sehr genau und ich muss meinen Rucksack auspacken, weil mein ganzer Elektoschrott (wie Akku, Ladegerät, Kabel, etc.) wahrscheinlich aussah, als möchte ich eine Bombe bauen. Am Zoll ruft uns ein Mann zu, woher wir kommen. Aus der Schweiz…willkommen! Ich liebe die Schweizer, weil sie die Minaretinitiative angenommen haben und uns nicht auch noch vom Islam und den Arabern überrennen lassen. Er hoffe, wir können sie, die Israelis verstehen…da sie ja nur von Islamischen Ländern umgeben sind…unsere Meinung dazu behalten wir natürlich für uns…
In Elat müssen wir dann ein weiteres Taxi nehmen, um zum israelisch/ägyptischen Grenzposten zu gelangen. Der Fahrer erklärt uns, dass hier im Moment ganz viele Studenten sind, da soeben die Ferien begonnen haben und sich Elat zu einem einzigen Rummelplatz und Vergnügungspark verwandelt hat. Ich denke mir, perfekt für einen Anschlag…Bitte nicht falsch interpretieren. Nicht das ich das jemandem wünschen würde, ganz im Gegenteil, aber immer grosse Menschenansammlungen sind beliebt und ideal für solche Gräueltaten.
Auch beim nächsten Grenzübergang sind wir weit und breit die einzigen. Wir fahren zurück nach Dahab und geniessen ein paar erholsame Tage…und endlich mal wieder gut schlafen… Wir schafften 2 Grenzübergänge und passierten 3 Länder in nur einem Tag. Nun haben wir doch den israelischen Stempel im Pass, und somit können wir eh nicht mehr in den Sudan oder Iran reisen, ausser, wir schaffen uns einen neuen an….aber diese Bootstour wollten wir uns auf keinen Fall ein 2. Mal antun….
Heute Morgen, 5. April, hören wir die Meldung im Radio, dass (mind.) eine Rakete in Elat eingeschlagen ist. Zum Glück weder Tote noch Verletzte, da sie wahrscheinlich in eine Baustelle einschlug. Abgefeuert wurde sie von Ägypten aus, dem Sinai, wo wir uns im Moment aufhalten. Irgendwie schon ein komisches Gefühl, denn noch vor 3 Tagen waren wir dort….Unabhängig von diesem Vorfall haben wir heute entschieden, morgen weiterzureisen. Wir versuchen den Nachtbus (ca. 14 Std.) nach Luxor zu nehmen und dann gleich den nächsten Bus nach Assuan….Ganz in den Süden von Ägypten…
…und somit unser letztes Bier in Dahab…
Übrigens, seit gestern bin ich auch auf Facebook zu finden. Wen es interessiert, habe ich dort einige Fotos raufgeladen. Mein Findungsmerkmal: seid nicht überrascht, denn ich habe mich zu einem Kamel verwandelt ;-) …aber schon zum Vormerken: Facebook und ich, wir werden nie grosse, dicke Freunde werden…ich werde mich dort also nicht gross melden, es ist für mich eher ein Medium um Bilder hochzuladen…
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…bin ich nicht plötzlich hübsch und ausgesprochen süss ???
Ganz ganz liebe Grüsse an euch alle und wir wünschen euch eine tolle, glückliche, sonnige Frühlingszeit!!! …Bei so viel Wüste sind wir natürlich schon auch ein klein bisschen eifersüchtig auf all die frischen Farben, das satte Grün, die Blumen und die Düfte…aber ALLES kann man nicht haben…aber wir reisen ja bald ins Nildelta, da verändert sich dann die Natur und Umgebung rasant…
Herzlichst
Monika & Patrick