Reisetagebuch Teil 17…Amerika…Glacier NP, Bison Range, Nevada & Virginia City, Yellowstone NP
UNSER GROSSER TAG…
20. August…Duschen, Haare waschen, frische Kleider…schliesslich wollen wir einen guten Eindruck bei der Immigration machen Montag morgen…früh machen wir uns auf in Richtung Grenze…bin schon etwas nervös, denn schliesslich wissen wir nicht, was uns gleich erwarten wird…An der Grenze scheint noch nicht viel los zu sein…Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen??? Wir müssen nur wenige Minuten warten, bis wir zum Zöllner vorfahren dürfen. Der Motor des Autos stelle ich natürlich sofort ab (guter Rat von Marianne), nicht wie die übrigen Kanadier und Amerikaner. Der Grenzbeamte nimmt unsere beiden Pässe entgegen und öffnet die hintere Tür des Autos und wirft einen Blick hinein (zum Glück hatten wir einen feine, wohlduftenden Duftspray benutzt
) Danach müssen wir unser Fahrzeug auf dem Parkplatz stehen lassen und ins Kabäuschen…Ein etwas freakiges canadisches Pärchen ist auch bereits am warten. Der 2. Grenzbeamte durchsucht bei ihrem Auto aber auch die kleinste Ritze und öffnet jedes Döschen und Böxchen…uiuiuiiiiiii…das kann ja heiter werden…Nicht, dass wir was zu verbergen hätten, aber man weiss ja nie so genau, was sie alles so beanstanden…Wir wussten, dass es verboten ist Holz und Frischprodukte einzuführen…hatten wir also beides nicht dabei, ausser Knoblauch, welchen sie tolerierten. Marianne erzählte uns, dass sie extrem streng mit Medikamenten sind, welche nicht in der Orginalverpackung sind. Da hätten wir schon unser erstes Problem gehabt, denn wenn ich auf Reise bin, packe ich aus Platzgründen alles aus der sperrigen Kartonverpackung und lege die gesamten Medikamente in eine Plastikbox…also versorge ich es für heute so gut, dass er es auf den ersten Blick nicht gerade entdeckt…wenn, dann soll er sich schon etwas mehr bemühen
Wir müssen Formulare ausfüllen und warten, bis der Grenzbeamte für ein “Verhör” Zeit hat. Der Grenzbeamte stellt viele Fragen und Patrick und ich haben uns im Vorfeld darüber geeinigt, da ich besser englisch spreche, nur ich dem Grenzbeamten antworte, damit wir uns keinesfalls irgendwie wiedersprechen könnten…Er möchte genau wissen, wie lange wir bleiben wollen, was wir machen…unsere Jobs…wohin wir wieder ausreisen…etc…Guter Rat: Gib einem Grenzbeamten immer eine klare Antwort und sage nie: weiss es (noch) nicht… Zum Glück hatten wir noch eine Visitenkarte dabei,von jemandem, den wir in Vancouver kennen lernten, so hatten wir eine Adresse “von unseren Freunden”, die wir “sicher” noch besuchen wollen, angeben…Ausreise: Wir sagten, (Tipp von Marianne) dass wir wieder zurück nach Kanada gehen werden. Freunde helfen uns beim Verkauf des Autos und danach fliegen wir gemeinsam zurück in die Schweiz….blablabla…jedenfalls hatte ich anscheinend meinen Job richtig gemacht und er liess uns schliesslich Einreisen, 90 Tage!!! Wir freuen uns riesig und sind enorm erleichtert!!! Es braucht noch einen Moment bis die grosse Anspannung nachlässt…
Geschafft!!! Wir sind in A-M-E-R-I-K-A!!!
Nun sind wir also in Montana. Wie ursprünglich geplant fahren wir die “Going to the Sun Road” im Glacier Nat. Park. Der Park ist sehr eindrücklich und wir sehen zu unserer grossen Freude nochmals 4 Bären, davon 2 drollige Junge. Würde ich hinter mir nicht jeweils so einen Stau verursachen, könnte ich sie stundenlange beobachten… Das Panorama wäre der Hammer, wenn nur nicht dieser Smog vom den vielen Waldbränden in der Luft läge…
Kanada hatte Probleme mit dem Wasser und den tiefen Temperaturen und Amerika genau das Gegenteil. Rekordhitze, Trockenheit, unzählige Waldbrände …sind die Folge…
Es ist unglaublich, wir bezahlen für eine Jahreskarte, welche den Besuch aller Nationalparks in den USA berechtigt, nur mal gerade 80 Dollar (pro Fahrzeug)!!! Wir können es kaum glauben, da die Wirtschaft doch so am Boden ist und verschiedene Parks deswegen keine Rangers mehr anstellen können…na ja, nicht klagen: uns soll es recht sein
Da das Wetter umzuschlagen droht, fahren wir relativ zügig durch…schliesslich möchten wir möglichst schnell in den Yellowstone Nat. Park….bevor es dort zu schneien beginnt…
…hoher Cholesterinwert lässt grüssen …und vom Fett wollen wir schon gar nicht erst reden….
Die 1. Nacht verbringen wir auf einem Forest Campground, beim Hungry Horse Res.
Was uns schnell auffällt, die Amerikaner verhalten sich gegenüber ihrem Nachbar, den Kanadiern, viiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeel entspannter im Strassenverkehr. Wahrscheinlich hängt es mit den hohen Bussen und der regelmässigen Polizeipräsenz auf den Highways zusammen …an die Vernunft und den Verstand glaube ich eher weniger…aber möchte unserem Gastgeber nichts unterstellen, man kann sich ja immer mal täuschen
21. Aug. …Wenn man an Amerika denkt, durch die unendlich weiten Prärien fährt, liegt es nahe, die National Bison Range zu besuchen. Ein 20 Meilen Rundkurs führt durch die hügelige Prärien Landschaft, wo 350 – 500 Bisons leben. Natürlich sehen wir nur einige wenige Exemplare davon… Wir sind aber fasziniert, endlich die ersten “freilebenden” Bisons zu sehen und aus direkter Nähe zu beobachten. Wenn man durch diese weiten Prärien fährt, möchte man sich immer wieder vorstellen, wie es wohl war, als die Indianer hier noch in Freiheit lebten…in und mit der Natur…im Einklang und in Harmonie…und sie nicht “wie der weisse Mann”, nur ausbeutete & zerstörte…
Unser nächstes Ziel ist Nevada und Virginia City, 2 Historische “Wildwest Städtchen”…uns erinnert es aber eher an Jahrmarktstimmung & Halligalli…aber man kann sich doch vorstellen, wieviel Charme diese beiden Orte haben mussten, zur Goldrauschzeit…Kleine Häuschen, der Salon mit klimpernder Musik, davor die Pferde “parkiert”, rauchende Colts, staubige Strassen, Damen in edlen Kostümen…
Wellcome in Wyoming
22. – 24. August: Yellowstone National Park, das absolute “Nonplusultra”!!! Der Park besitzt mit rund 10.000km2 eine enorme Ausdehnung auf einem Hochplateau in über 2.000 m Höhe. Geysire und heisse Quellen sind Hauptanziehungspunkte dieses ältesten (1872) und mit dem Grand Canyon dem bekanntesten amerikanischen Nationalpark. Ab Mitte September kann es bereits schon wieder 2,5 Meter Schnee haben, sodass der Park nur während einer ganz kurzen Saison zu bereisen ist…ausser man ist im Besitz von einem Schneemobil
Wir sind hin und weg, die Schönheiten dieser gewaltigen Natur, die Farbenpracht, der Dampf der unzähligen Geysire und heissen Quellen…irgendwie hat es etwas Magisches & Mystisches, etwas “von einer anderen Welt”, etwas Einzigartiges, etwas Unbeschreibliches…In dieser Gegend befinden wir uns auf einem immer noch aktiven Vulkangebiet…Ich glaube, so ein Naturwunder wie Yellowstone, ist etwas Einzigartiges auf dieser Welt…
Wenn man alle aktiven Geysire sehen möchte, benötigt es etwas Zeit und Geduld…aber wir sind ja mit weniger zufrieden
Auf unserem Campground, zwischen den Zelten und Picknicktischen grast ein Bison. Unsere Nachbarn raten uns, nachts nur mit einer Taschenlampe “bewaffnet” auf die Toilette zu gehen, sonst läuft man Gefahr, dass man über ein Bison stolpert…und morgens neben so einem haarigen Teil wieder aufwacht
Hätten wir vor ein paar Tagen schon gewusst, wie viele Bisons, ganze Herden, wir hier sehen werden, so hätten wir uns den Umweg zur Bison Range gespart…Immer wieder kreuzen riesige Herden die Strasse, verstopfen die Fahrbahn, wenn sie ihr Quartier, das saftige Grasland wechseln…Es kann durchaus sein, dass man sich einige Minuten gedulden muss, weil der haarige “Kollege” ungestört auf der Strasse, vor dem Auto, her trottet…Die Ranger warnen immer wieder davor, auszusteigen…Im Moment sei “Paarungszeit” und wenn 2 Bullen um die gleiche Gunst der Bison-Dame buhlen, können sie leicht von der Herde ausbrechen und aggressiv werden. Das kann so schnell gehen und man weiss nie genau, in welche Richtung sie nun “ausbüxen”…
Da die Quellen sehr heiss sind und das Terrain sehr instabil ist, sind für die Besucher überall Trails angelegt worden…Die Bisons scheren sich aber kein bisschen darum, sie überqueren die Holzstege und laufen direkt auf das brodelnde Wasser zu und trinken davon. Denke, das Wasser ist sehr mineralstoffreich…no risk, no fun
Es ist so witzig, unsere Campnachbarn sind Berner. Wir konnten sie leicht an ihrem Nummernschild ihres Fahrzeuges erkennen (wir sind eben besonders schlau ). Dani und Silvia sind etwa einen Monat länger unterwegs als wir und haben so ähnlich wie wir, den “Canada Koller” und sie können auch keinen Wald und Tannen mehr sehen!!! Wir können sie nur zu gut verstehen!!! Nun sind sie unplanmässig nach Amerika geflüchtet (um endlich mal was anderes noch zu sehen), bevor sie in einem Monat von Halifax ihre Heimreise antreten werden…dort werden sie dann auch ihr Auto wieder verschiffen…Pro Weg bezahlen sie für das Fahrzeug 3000 Euro, was sie aber mit einem halben Jahr Aufenthalt billiger kommt, als wenn sie ein Vehikel hätten teuer mieten müssen.
Vor unserer Abreise lief im Schweizer Fernsehen”Auf und davon”…jeweils Freitag abends, eine Stunde…über Schweizer Auswanderer, die ihr grosses Glück im Ausland suchen…Wir haben diese Sendung jeweils mit meinem Bruder und seiner Familie zusammen gesehen und uns sehr amüsiert, besonders den “Schönbächlers”. Eine urige Berner Familie die in den hohen Norden Canadas auswanderte. Immer wieder fragten uns besonders meine beiden Neffen und mein Gottemeitli, ob wir sie nun endlich besucht hätten. Leider nein, aber endlich haben wir jemanden kennengelernt, der bei ihnen zu besuch war. Dani und Silvia haben die in der Schweiz lebende Mutter der Schönbächlers angefragt, ob sie ihnen etwas mitbringen könnten, denn da sie ja ihr Fahrzeug verschifften, hätten sie noch genügend Platz. “Stinä” bestellte eine Kilobüchse Aromat und “Hermann” ein paar gebogene Schaufelstiele (die gebe es in Canada nicht…). Wie abgemacht, zum vereinbarten Zeitpunkt sind Dani und Silvia mit ihrer Bestellung bei den Schönbächlers auf den “Hausplatz” gefahren, aber sie seien sich wie “bestellt und nicht abgeholt” vorgekommen. Hermanns erste Äusserung: er könne die Europäer nicht verstehen, die ihr eigenes Fahrzeug hierher hinüber nehmen… Hermann nahm die Schaufelstiele entgegen und meinte, ihm sei es zu kalt und verzog sich wieder in seinen Schuppen. Er musste sich die Zeit mit “Hobelspäne für die Erdbeeren” herstellen, zu Tode schlagen…Anscheinend hat er seit dem grossen Sturm, wo es ihm “sein” Wald zusammenlegte, keine Anstellung als Förster mehr. Im Gespräch mit “Stinä” stellte sich heraus, dass es nie sein eigener Wald war…Nun ist er sozusagen seit mehr als einem Jahr arbeitslos! …aber er möchte nun sein Glück mit einem Bestseller versuchen…Hermann geht unter die Buchautoren!…Zudem ist er anscheinend Halb-Kanadier, was ihm die Einreise sehr einfach machte…
Trotz der unglaublichen Schönheit und dem abwechslungsreichen Park, entscheiden wir unsere Reise fortzusetzten, denn die Nächte sind bereits eisig…eisig kalt!!!…Am morgen sind die Scheiben von unserem Auto schon leicht angefroren…Es braucht eine riesen Überwindung in die kalten Kleider zu schlüpfen…natürlich nehmen wir sie vorher noch in unsere warmen Schlafsäcke, um etwas zu temperieren, aber soviel bringt es auch nicht…
Täglich sind im Park 5 bis 6 aktuelle Waldbrände zu verzeichnen. Manchmal kommen wir dem Feuer so nahe, dass es Asche vom Himmel schneit. Die Luft ist sehr rauchig, stinkig und die Sicht daher oft auch nicht ganz so klar…In dieser Region freut man sich endlich auf etwas Regen oder Schnee, wo die Brände zum Ersticken bringt und die Luft wieder reinigt und klar werden lässt…dieser Moment naht zum Glück tagtäglich…