Reisetagebuch Teil 26, Red Canyon, Bryce Canyon NP, Capitol Reef NP, Canyonlands NP, Moab, Arches NP, Newspaper Rock NM, Mesa Verde NP, Hoverweep NM
10. Oktober…(Fortsetzung folgt aus Puerto Vallarta…)…Unsere Wege trennen sich wieder und wir beide reisen weiter in Richtung Red Canyon. Er bietet uns einen kleinen Vorgeschmack, was sein Nachbar, der Bryce Canyon zu bieten hat. Wir sind schon fasziniert von den feuerroten Felsformationen und sind schon mächtig gespannt auf den Bryce.
Unsere Erwartungen waren daher schon ziemlich hoch, aber die wurden im Bryce Canyon weit übertroffen! Für uns einer der spektakulärsten Parks, welche wir bis jetzt gesehen haben (neben dem Yellowstone)! Die Bezeichnung “Canyon” erzeugt indessen leicht falsche Vorstellungen. Es handelt sich keineswegs um eine Schlucht im üblichen Sinne. Der Begriff bezieht sich hier auf die östliche Abbruchkante des Paunsaugunt Plateaus. Zwischen dem Rand der Hochebene und dem tiefer gelegenen Gelände erstreckt sich auf etwa 40km Länge ein Gebiet bizarr-skurriler Formationen erodierten Sandsteins. Im Laufe vieler Jahrtausende entstanden im rot-gelb-rostbraunen Gestein höchst eigenartige Säulen, Türme und Skulpturen….für uns hat es etwas von einer gewaltigen, einzigartigen Märchenlandschaft!…Wir sind wahnsinnig fasziniert und können uns kaum satt sehen…
Tagsüber ist es auch hier sehr heiss, aber für morgen (oder übermorgen?) hat sich Schnee angekündigt und so wollen wir möglichst schnell weiter, weil die Gefahr bestehen könnte, dass die Strassen gesperrt werden. Zudem liegt der Bryce Canyon auch etwa auf 2500 Meter und wir haben nicht wirklich Lust auf wieder so eine eisige Nacht….also fahren wir weiter…und weiter…und weiter…
Der Campground beim Kodachrome Basin State Park ist natürlich voll und so fragen wir den Ranger, wo wir sonst die Möglichkeit zum Übernachten haben. Wir dürften auf der in der Nähe liegenden Lehmpiste parken und übernachten. Vorsichtig wagen wir uns darauf, denn nachdem wir erst vor kurzem mit unserem Auto steckengeblieben sind, sind wir schnell etwas verunsichert. Besonders, als wir ein Warnschild sehen, wo darauf hinweist, dass man diese “Strasse” auf keinen Fall befahren sollte, wenn es feucht ist, denn dann verwandelt sie sich in eine gefährliche, rutschige Lehmfalle…Da wir wissen, da morgen das Wetter umzuschlagen droht, machen wir kurzum kehrt und nehmen lieber in Kauf, dass wir noch einige zusätzliche KM weiterfahren müssen und es unter Umständen von Vorteil wäre, einen “sicheren” Übernachtungsplatz zu suchen….und schon legen wir wieder zu viele KM zurück…beim Escalante State Park finden wir dann endlich “Unterschlupf”…
11. Oktober…Beim Capitol Reef NP lernen wir zufällig Susanne kennen…schon lange her, seit wir auf eine Landesgenossin gestossen sind Sie ist alleine unterwegs…Da mächtige Gewitterwolken aufziehen, wagen wir es nicht, einige unbefestigte Strassen abzufahren, wo zu den eigentlichen Sehenswürdigkeiten des Parks geführt hätten…aber eben, Sicherheit geht vor und schliesslich muss und kann man nicht alles gesehen haben
Die Nacht verbringen wir beim Green River State Park…zufälligerweise stösst Susanne wieder auf uns und so verbringen wir gemeinsam einen gemütlichen Abend…
12. Oktober…Das Wetter verheisst heute nicht viel Gutes… Ein Wechselbad zwischen dunklen Wolken, Gewitter, heftigem Wind und Regen…zwischendurch kurz Sonnenschein und wenige, blaue Störungen…Wir befinden uns im Canyonlands NP (Island in the Sky District) und müssen zwischendurch immer wieder Schutz im Auto suchen. Seit langem benötigen wir mal wieder die Regenjacke und Regenhose…es ist so kalt und der eisige Wind bläst durch jede Ritze…aber irgendwie finden wir auch Gefallen an diesem Wetter, denn das wechselhafte Farben- und Stimmungsspiel am Himmel ist sehr faszinierend und hat auch einen ganz besonderen Reiz (ewig blauer Himmel ist ja auch mit der Zeit langweilig)…In dieser Region des Landes reiht sich ein National Park an den anderen…Wir lieben diese faszinierenden Landschaften der Canyons und abwechslungsreichen Felsformationen…immer wieder ein gewaltiges Farbenspiel…und zudem sehen wir heute etwa 4 Regenbogen …
In Moab, dem Ausgangspunkt zum Arches NP suchen wir ewigs nach einem Übernachtungsplatz. Moab bietet mit seinen 5000 Einwohnern, für seine Grösse, eine erstaunliche touristische Infrastruktur. Eine Strasse führt direkt an einem Flusslauf entlang, an dem sich ein einfacher Campground an den anderen reiht…Wir klappern alle ab, aber alle sind bereits belegt…Schliesslich schaue ich, wer einen grossen Platz belegt hat, auf dem locker noch ein 2. Fahrzeug parken könnte. Wir sind froh, als uns endlich jemand Asyl gewährt (natürlich bezahlen wir die Hälfe der Kosten). Die 4 laden uns zu einem wärmendem Lagerfeuer ein und wir teilen gerne unseren Wein mit ihnen
Sie erzählen uns, dass hier in Moab bezüglich Übernachtungsplätzen immer ein Chaos herrscht, weil es kaum ein anderer Ort gibt, an dem nicht ständig irgendwelche Events stattfinden.
Am folgenden Morgen brechen wir schon früh auf, um in den Arches zu gehen. Das Wetter ist noch immer sehr instabil. Der Arches ist bekannt für seine vielen Felsbögen, welche durch die Erosion von Wind und Wetter entstanden sind.
Auf diesen Park hatte ich mich irgendwie besonders gefreut! Aber bei diesen Menschenmassen verging uns ziemlich schnell die Lust! Einmal mehr kann einem auch der schönste Park die Freude verderben, wenn er einfach zu überlaufen ist! Bei so vielen Menschen kann man die Schönheiten der Natur gar nicht mehr geniessen…weniger ist oft mehr, dann befinde ich mich lieber in einer etwas unspektakulären Umgebung, dafür mit weniger Menschen…Also kehren wir dem Park, Moab und den vielen Besuchern ziemlich schnell wieder den Rücken zu und fahren südwärts weiter, zum Newspaper Rock, einer Felswand voller Petroglyphen…(wir sind alleine da es scheint keiner ausser uns Interesse daran zu finden…)
Einmal mehr stellt sich die Frage: wo übernachten wir heute??? Weit und breit ist kein Zeltplatz vorhanden…so nehmen wir nochmals eine lange Fahrt in Kauf und übernachten in Cortez, wieder einmal bei unserem Freund: Wally (Wal-Mart)
14. Oktober…Mesa Verde ist der kulturhistorisch bedeutsamste National Park der USA. In den Canyons dieses Tafelberges entdeckte man erst Ende des vorherigen Jahrhunderts die sog. Cliff Dwellings, unter höhlenartigen Überhängen angelegte Steinbehausungen. Sie wurden von Stämmen der präkolumbiansichen Anasazi vor rund 800 Jahren errichtet, aber noch vor Entdeckung Amerikas wieder aufgegeben. Wir sind ganz fasziniert und hell begeistert! Die Steinbehausungen sind sehr schwer erreichbar, nur über steile Treppen und Hängeleitern. Über das Wieso und Warum, dass sie hier unter so erschwerten Bedingungen und so schwer zugänglichen Stellen die “Dörfer” errichtet und wieder verlassen haben, ist nur ganz wenig bekannt…sollte sie Schutz vor dem Feind bieten?…welchem Feind?…warum bauten sie diese Siedlungen so, dass sie trotzdem dem Wind und Wetter ausgesetzt waren?…eine andere Theorie ist, dass diese Orte nur für religiöse Zwecke genutzt wurden…Es gibt ganz viele Fragen und Spekulationen über Sinn und Zweck dieser Bauwerke, aber kaum Antworten…
Das “Cliff Palace” ist wohl das eindrücklichste von allen. Das höchste Bauwerk erstreckt sind in über 5 Stockwerke…
Wir sind froh darüber, dass wir diesen Abstecher zu diesem sehr interessanten Park gemacht haben. Ein Teil war saisonal bedingt bereits geschlossen und der Rest des Parks schliesst seine Tore auch in wenigen Tagen…wir hatten mal wieder Glück …später hätten wir nicht in die USA einreisen dürfen…aber um die USA zu bereisen gibt es irgendwie auch keinen idealen Zeitpunkt…irgendwo ist es immer zu heiss oder zu kalt…die einen Parks haben geschlossen oder sind wenig empfehlenswert, weil es entweder zu heiss oder zu kalt ist…man kann es drehen und wenden wie man möchte…
Wie immer sind wir unschlüssig, wo wir heute übernachten sollen. Der Campground hätte hier noch ein Plätzchen für uns frei gehabt, aber da wir uns etwa 600 Meter höher als in Cortez befinden, sind die Nächte einfach zu kalt….so fahren wir weiter zum Hoverweep NM. Als wir endlich ankommen ist es bereits stockdunkel, dafür erstrahlt ein herrlicher Sternenhimmel über uns! Wir befinden uns in der Mitte des Nirgendwo!…wie schön ruhig es hier ist!!!