Reisetagebuch Teil 30, San Cristobal, Palenque, Campeche, Merida, Cancun
…Was für eine Überraschung, heute ist bereits der 8. Februar 2013 & ich bin wieder übermässig im Verzug mit Schreiben…
…Kurz möchte ich noch zum letzten Blog-Eintrag erwähnen oder richtig stellen, dass Jugo Frau nichts mit einer “Jugoslawin” oder ähnlichem zu tun hat, sondern lediglich auf spanisch “Saft” bedeutet…also in dem Sinne unsere Fruchtsaft Frau
Mittlerweilen sind wir in San Juan del Sur, welches im Süden von Nicaragua liegt, angekommen…Aber da inzwischen wieder sehr viel Zeit vergangen ist, versuche ich gedanklich nochmals nach San Cristobal de las Casas “zurückzureisen” und den Faden wieder aufzunehmen…
Dieser Ort hat für uns die richtige Grösse, ist sehr angenehm und hat ganz viel Charme & Charakter. Nette Menschen, bunte Häuser, farbenfrohe Märkte und unzählige Kirchen (gegen die 50-zig!) , daher gibt es in kaum einem anderen Ort wie hier, soooooooooo viele Fest- und Feiertage!
Für uns hat es nur einen einzigen Nachteil, da der Ort auf ca. 2000 m.ü.M. liegt, sind die Nächte enorm kalt und sinken ab und zu schon mal unter null Grad……
brrrrrrrrrrrrrrrrrrr!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Natürlich werde ich von einer Grippe nicht verschont…Aber da es tagsüber im Zimmer kälter ist, als draussen wo die Sonne scheint und uns aufzuwärmen vermag, macht es mehr Sinn, sich im Freien aufzuhalten, anstatt das Bett zu hüten.
Am 12./ 13. Dezember ist der Feiertag der heiligen Jungfrau “Guadeloupe”. Es ist ein Spektakel! Der beschauliche Ort wird zu DEM Wallfahrtsort. Aus dem ganzen Land und sogar aus dem benachbarten Guatemala reisen tausende Pilger an. Vielen stehen am Zielort die vergangenen Strapazen ins Gesicht geschrieben, sie sind müde, erschöpft, ausser Atem. Die meisten legen den langen Marsch barfuss zurück. Die Pilgerreise endet in der “Kirche Guadeloupe”, welche auf einem Hügel liegt und zu der unzählige Treppenstufen hinaufführen. In der Kirche werfen sich die Pilger auf die Knie und warten auf die erlösende Segnung…
Rundum ein riesen Spektakel, mit vielen beifallrufenden und klatschenden Bewunderern und Schaulustigen. An Verpflegungsständen und lauten Musikeinlagen fehlt es nicht. Am 2. Tag kommt man kaum noch die breite, lange Treppe hoch, weil der Besucheransturm so gross ist. Viele Menschen kommen aus den umliegenden Dörfern und haben ihr schönstes Festtagsgewand angezogen.
Dieser Anlass huldigt einer Marien-Erscheinung, welcher ein einfacher Bauer gehabt haben soll. Mittlerweilen geht man aber davon aus, dass ein eifriger katholischer Priester, der ein altes Inka-Heiligtum zerstören wollte, die Geschichte um die “heilige” Erscheinung lediglich erfunden hat…Also Mittel zum Zweck und der Erfolg gibt ihm noch heute “RECHT”…
Am folgenden Tag feiert eine andere Kirche ihr Jubiläum. Wieso auch immer, wurden auf sämtlichen Strassen Knallkörper und Schwarzpulver ausgelegt. Sobald eine Knall-Körper-Bahn angezündet wurde, beginnt es zu rauchen, brennen, knallen, stinken und die zuvor nahestehende Menschenmengen rennen in alle Richtungen weg. Oh waia, wenn da mal (k)einer stolpert….Wir halten uns die Ohren zu, damit wir nicht einen (bleibenden) Gehörschaden erleiden…Der Rauch wird so dicht, das kaum noch etwas erkenntlich ist und der gesamte Boden vibriert von den explodierenden Schwarzpulver-Bomben. Aber die Feuerwehr steht für alle Fälle einsatzbereit Irgendwie ein eigenartiger Brauch. In Spanien, Pamplona oder so, lassen sie einen Stier frei durch die engen Gassen rennen und die Menschen gefährden sich freiwillig gerne, indem sie sich möglichst nahe an die Gefahr heran wagen…und hier sind es eben die explodierenden Knallkörper…
Aber einmal mehr, wird uns klar, man kann in anderen Ländern und Kulturen vieles nicht verstehen kann, wenn man nicht selber da aufgewachsen ist…darum geniessen wir mit unverständlicher Faszination das Spektakel, ohne es zu hinterfragen, noch zu urteilen…Es ist wie es ist, es gehört hier her…und das ist gut so
So gut uns auch San Cristobal gefällt, entscheiden wir uns, nach diesen Feiertagen weiterzureisen, weil es uns einfach zu kalt ist, und daher nicht geeignet, um meine Grippe auszukurieren.
Für die kurvenreiche Fahrt nach Palenque benötigen wir etwa 6 Stunden. Die nächsten beiden Tage verbringe ich schliesslich mit Fieber im Bett. Trotz tropischen Temperaturen benötige ich meinen Schlafsack, weil es mir einfach nur zu kalt ist…Fieber, Halsentzündung und Gliederschmerzen sind schliesslich weg, geblieben ist ein lästiger, trockener Reizhusten…
Aber es geht mir soweit gut, dass wir endlich die Pyramidenanlage von Palenque erkunden können, welche umgeben ist von dichtem Dschungel. In den Bäumen vergnügen sich die Brüllaffen und sorgen für eine abwechselnde Unterhaltung. Da wir früh morgens schon hier sind, geniessen wir noch die Ruhe vor dem Sturm. Etwas später ist es zum Einen viel zu heiss und zum Anderen wenn die Menschenmassen mit ihren Tourbussen hier ankommen und die Anlage überschwemmen, geht ganz viel von dem Charme und der Mystik des Ortes verloren…
Nach der Besichtigung, noch am gleichen Tag fahren wir mit dem Bus weiter nach Campeche. Der Ort wirkt auf uns unbelebt und “verschlossen”, das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass es heute Sonntag ist. In diesen Ländern spielt dies jedoch eher eine untergeordnete Rolle, denn die Geschäfte und Restaurants haben in der Regel 7 Tage die Woche geöffnet. Dank den vielen bunten und sehr schön gepflegten Häuserfronten wirkt der Ort auf uns dennoch sehr nett und einladend…obwohl wir anfangs wieder kaum eine Unterkunft und später kaum ein Restaurant zur Verpflegung gefunden haben
Weiter gehts nach Merida….wieder Probleme mit der Suche von einer Unterkunft…Die Stadt wirkt auf uns zu laut und chaotisch…daher gehts am folgenden Tag weiter nach Valladolid. Von hier aus wollten wir eigentlich zu der Tempelanlage: Chitzen Itza. Aber man glaubt es kaum, es ist zwar erst Mittag, aber wir finden mal wieder keine Unterkunft!!! Wir sind ziemlich genervt ….so entscheiden wir uns den nächsten Bus nach Cancun zu nehmen…Wir nerven uns noch mehr,
da sie uns am Schalter angeblich kein Ticket verkaufen wollen oder können…Wieso auch immer…Mit Kaffeetrinken versuchen wir die Stunden mit langem Warten durchzuschlagen…Wir sind froh, dass wir 5 Minuten vor Abfahrt doch noch ein Ticket, inkl. Sitzplatz gekriegt haben…und schon ist die Welt wieder in Ordnung…
…denn endlich können wir Siesta machen und ein wenig schlafen…
Als wir in Cancun ankommen ist es bereits dunkel und die mühsame Suche nach einer Bleibe für die Nacht geht wieder von vorne los…wir sind müde, erschöpft, genervt und es stinkt uns mächtig…aber die Nacht auf einer Parkbank verbringen ist auch nicht die Lösung…
Es gibt verschiedene Gründe, warum die ständige Zimmersuche zu so einer mühsamen Tortur wurde. Zum Einen hat die mexikanische Regierung den angeblichen Weltuntergangs-Event, dann wenn der Maya Kalender enden sollte, dem 21. Dez. 2012, so stark vermarktet, dass dieses Jahr viel mehr Touristen nach Yukatan angereist sind. Zum Anderen, reisen die heutigen “Backpacker” meist nur noch mit Rollkoffern herum (nicht mehr mit Rucksack auf dem Rücken) und buchen ihre Unterkunft bequem im voraus via Internet. Mich nervt es nur, dass wir nicht mehr wirklich spontan sein können. Gerade wenn ich mit dem Rucksack herumreise und genügend Zeit mit mir bringe, möchte ich doch spontan und flexibel sein und möchte nicht schon alles Tage oder Wochen voraus reservieren. Wenn es mir irgendwo besser gefällt, möchte ich doch gerne länger bleiben und wenn nicht, ziehe ich doch im Eiltempo weiter.
Schliesslich werden wir fündig, zwar viel zu teuer, aber da der 21. und Weihnachten naht, müssen wir ja froh und “dankbar” sein, dass wir in diesem überteuerten Hotel/ Hostel sein dürfen.
Des weiteren nervt es uns, dass wir soviel Zeit mit googeln verbringen. Wir vertrödeln so viel Zeit und verlieren uns mit “hunderten” von Möglichkeiten im Internet und wissen schlussendlich doch nicht, was wir wollen und sollen. Aber zumindest wissen wir eines: von Mexico haben wir so ziemlich genug! Keine Lust, auf diese hohe Militär- und Polizeipräsenz und das ständige “durch den Gewehrlauf gucken”…Das Essen ist uns ziemlich verleidet, wir können keine Tacos, Quesadillas und Tortillas mehr sehen! Das Essen ist auf Dauer sehr eintönig, (zu)vieles ist frittiert und fettig. Die Hauptbestandteile einer Mahlzeit bestehen eigentlich nur aus Fett, Kohlenhydraten und tierischem Eiweiss…Wo bleiben unsere wertvollen, lebensnotwenigen Vitamine & Mineralien…Gemüse und Salate????????????????????????? Zu unserer Rettung und Abwechslung ist wenigstens noch ein Chinese um die Ecke…geschmacklich besser und sicherlich eine Bereicherung, aber das Gemüse ist auch hier leider sehr spärlich
Cancun ist ein gesichtsloser, hässlicher Ort…und da wir so vertieft ins googeln sind, vergessen wir sogar, dass es Weihnachten ist und wir uns eigentlich was besseres hätten gönnen können, als um nach 22 Uhr noch eine billige Instant-Nudelsuppe…aber der Chinese hatte schon geschlossen…
Wohl oder übel müssen wir noch bis zum 31. Dez. hier ausharren, weil wir nicht früher einen Flug nach Havanna kriegten…alles ausgebucht
Nicht genug des Übels: seit San Cristobal macht mir noch immer der trockene Reizhusten zu schaffen. Nichts hilft…versuche mein Glück bei sämtlichen Apotheken im Ort aus, aber erfolglos. Eine gibt mir einen Spray mit äth. Ölen drin, welchen ich direkt auf die Haut sprayen soll, und verbrenne mir sie somit auch gleich! Ich drehe beinahe durch…kann nicht schlafen (Patrick somit natürlich auch nicht) und der Husten bringt mich öfters zum Erbrechen. Der Arzt möchte mir Antibiotika geben, zusätzlich soll ich die nächsten 5 Tage 2 mal täglich für eine Spritze vorbeikommen… und dann für weitere Tage nochmals irgend ein Gift schlucken…Ich entscheide mich freiwillig auf weiterhin HUSTEN! So eine Hammerbehandlung ist auch nicht in meinem Sinne…stattdessen trinke ich Literweise Chaya-Saft. Muss ein grünes Kraut sein, welches die Mayas als Medizin einsetzen…
Die folgende Nacht verbringt Patrick mit Erbrechen, heftigen Bauchkrämpfen und Durchfall auf dem Klo. Der Arme, er kann sich kaum entscheiden, was nun dringender ist und erste Priorität hat: auf die Schüssel hocken oder den Kopf drüber halten??? In dieser Situation eine grosse Herausforderung und was für ein Stress!!! Am penetranten Gestank an kann man leicht erkennen, dass es sich um einen heftigeren Infekt handeln muss…Patrick ist erschöpft und jeglicher Schluck Wasser den er versucht zu trinken, gibt er gleich wieder her…
So müde wie ich bin, mache ich mich dann doch um 4 Uhr früh auf den weg zur Apotheke. Viele Besoffene sind auch unterwegs…und an Polizeipatrouillen fehlt es auch nicht…
Ich weiche die Tabletten in ganz wenig Wasser auf und versuche sie so gut wie möglich zu zerdrücken. Hoffe, wenn er ständig erbricht, dass er so wenigstens etwas von dem Wirkstoff bei sich behalten kann und es ihm zu Linderung verhelfen kann. Glücklicherweise kann er den Schluck bei sich behalten und mit der Zeit nimmt wenigstens die Übelkeit ab, damit er wieder mehr Flüssigkeit zu sich nehmen kann. In unserer Notfallapotheke befindet sich glücklicherweise noch ein Breitbandantibiotika, welches nun zum Einsatz kommt.
2 Tage später wag sich Patrick im Hostel wieder an den Frühstückstisch……Ich hingegen stehe am selben Morgen vom Frühstückstisch auf und verbringe die nächsten 24 Stunden mit heftigem, stinkenden Durchfall und Bauchkrämpfen auf dem Klo. Immerhin, ich muss mich nicht wie Patrick entscheiden zwischen draufsetzen oder Kopf darüber halten
Es ist heute aber bereits der 31. Dez. und heute Mittag müssen wir zum Flughafen. Da wir kein Antibiotika mehr in Reserve haben und es ohne ärztl. Rezept auch hier nicht erhältlich ist, schleppe ich mich frühmorgens zum Arzt…da heisst es nur: Arschbacken zusammenkneifen
und darauf hoffen, das unterwegs kein “Unfall” passiert…gar keine tollen Momente…Wie peinlich wär DAS denn?!?!?!
Die Ärztin rüstet mich mit Antibiotika und einem hässlichen Saft aus (den ich aber schnell weg lasse, weil er soooooooooo grässlich ist…)
Sie erlaubt uns, dass wir für die bevorstehende Reise ein Imondium schlucken, aber nicht mehr…Nur soviel, um das grösste Unglück zu vermeiden…
Der Arztbesuch, ohne Medis, kostete mich gerade mal 35 Peso, was etwa 2.50 SFR. entsprechen…
Erleichtert können wir uns nun auf den Weg zum Flughafen machen und uns langsam aber sicher auf Kuba freuen