ReisetagebuchTeil 7 4. Juni 2012
…am Morgen, als wir unsere Reise fortsetzen wollen, schweigt der Puls von unserem Polarbär und die Batterie muss ersetzt werde (na ja, immerhin hat sie etwa eine Woche nach Kauf noch gehalten)…James und der nette Campgroundwart eilen uns schnell zur Hilfe und Überbrücken unser Fahrzeug, damit wir problemlos zur nächsten Servicestelle, Canadan Tire, kommen. Wir besorgen uns eine neue Batterie und ein Überbrückungskabel…wie schön, dass dies auch am Sonntag kein Problem ist
…vorsorglich habe ich schon mal ein Sträusslein 4-blättrige Kleeblätter gepflückt…man weiss ja nieeeeeeeeeeeeeeeeee…
…nun kann unsere Fahrt hoffentlich sorgenfrei weitergehen und lieber jetzt stehengeblieben, als irgendwo in den Rockys, wenn vielleicht weit und breit keine Hilfe zur Stelle ist…
Je nördlicher und östlicher wir kommen, fahren wir an riesigen Wäldern, schneebedeckten Bergen, blauen Flüssen und Seen vorbei…Das Wetter wird zunehmend kühler und schlechter. Wir entscheiden uns, in Revelstoke, ein Motel zu nehmen, damit wir uns Mittels warmer Dusche aufwärmen können und nachts nicht erfrieren. Zudem sind wir froh, wieder einmal die Akkus aufzuladen (ist auf den Campgrounds leider nicht möglich…kein Strom, kein Internet und meist auch keine Dusche vorhanden)…..wir sind froh
Die Fahrt führt uns weiter durch den Joho Nationalpark, Lake Louise, Lake Moraine und schliesslich Banff (NP), wo wir die nächste Nacht verbringen. Da wir wissen, dass hier die nächsten Tage nochmals mit einem Wintereinbruch gerechnet werden muss, „eilen“ wir etwas, um hoffentlich davon verschont zu werden, aber wir wollen hierher unbedingt nochmals zurückkehren und etwas mehr Zeit verbringen und die traumhafte Landschaft und Tierwelt zu geniessen….hoffentlich bei besserem Wetter und angenehmeren Temperaturen….es ist nass und frisch…ja eigentlich „saukalt“….
Wir „flüchten“ von den Rocky Mountains zu den Badlands, nach Alberta (in der Hoffnung, der schlechten Wetterfront zu entwischen). Je weiter weg wir uns von den Bergen entfernen, verändert sich die Vegetation erneut. Alles wird weiter, offener, flacher… die Prärie beginnt…. ….yeeeeeeeeeeeeehaaaaaaaaaaaaaaaa…. Wo sind nun die Cowboys???
Ich bin fasziniert von der Weite und dem endlos erscheinenden Himmel mit den grandiosen (Schönwetter ???) Wolken… ohne diese Wolken würde diese Landschaft vieles an Reiz verlieren…
…und diese Strassen, kilometerlange einfach nur eine Gerade, soweit das Auge reicht… überall grasende Kühe und weidende Pferde…
In Drumheller geniessen wir so richtig die Badlands. Die Badlands sind Gesteinsformationen, ein Flussbett, ein Canyon, die sich über eine riesige Fläche erstrecken, von mehreren tausend Kilometern….schwierig es zu beschreiben und zu erklären….Früher muss dieses Gebiet von einem Gletscher überzogen worden sein. Es wurden hier die grössten Dinosaurierfunde (oder zumindest, das, was von ihnen noch übrig geblieben ist…) gemacht…
Patricks Paradies
Diese Gesteinsformation sind der Hammer! Diese Vielfalt an Farben und Formen, einfach unglaublich! …Bilder sagen manchmal mehr aus als tausend Worte…
Wir verbringen unsere Nacht in einem kleinen, einfachen Campground ausserhalb Drumheller’s. Weit und breit ist nur noch ein anderes Fahrzeug…sonst niemand…tönt idyllisch…
…war es anfangs auch noch, bevor es anfing zu regnen und zu stürmen…Es war eine Nacht ohne Schlaf…Es war so unheimlich…Es stürmte, regnete, blitzte, donnerte, tobte, ob es auch noch hagelte wissen wir nicht so genau, oder ob es nur schwere Tropfen waren…auf alle Fälle rumpelte und schüttelte es in unserer „Wohnung“ ziemlich arg…wir atmeten kurz auf, als das eine Gewitter endlich weiterzog, bevor sich das nächste näherte…eine laaaaaaaaaaaaaaaaaange Nacht…wir sind froh, dass wir nicht ganz alleine hier sind und das unser Auto dem starken Gewitter Stand gehalten hat!!!…
Am nächsten Morgen tauschen wir uns dann noch mit unserem Nachbarn aus und sie teilten uns mit, dass sie auch mächtig Angst gehabt hätten, dass sich der Aufsatz von ihrem Pickup löst und fortbläst…
…so sieht die Ruhe nach dem Sturm aus…
…Später erfahren wir, dass wir voll in der Frontlinie eines Tornados waren… und dass es so etwas im Süden von Alberta noch nie gegeben hätte. Was für ein Glück, wir haben es erlebt und waren mittendrin…Wir sind von der Kälte und dem Schnee in den Rockys direkt in die Arme eines Tornados geflüchtet…wunderbar, was für ein Timing !!!!…aber ja, es hätte ja schlimmer kommen können…
Mit einer kleinen „Fähre“ lassen wir uns mit dem Auto auf die andere Seite des Flusses bringen und besuchen 4 Stunden lange das Tyrell Dinosauriermuseum. Also, ich bin eigentlich absolut kein „Freund“ von den Dinos, aber ich muss zugeben, dass ich noch selten ein so gutes Museum besucht hatte! Genial, äusserst beeindruckend und spannend!!!
Weiter geht’s zum Dinosaur Provincialpark, dort, wo eigentlich die meisten Funde und Entdeckungen gemacht wurden. Auch eine wunderschöne Gegend und man wünscht sich oft, selbst so eine gewaltige Entdeckung gemacht zu haben oder machen zu dürfen. Wir haben die Trails „schnell“ mal alle abmarschiert, entscheiden uns aber nochmals eine Nacht anzuhängen, da der Park über herrliche, heisse Duschen verfügt und nach 2 Wochen mal endlich wieder die stinkigen Socken (und Co.)mit einer Waschmaschine zu waschen…genial!! Nicht, dass wir immer stinkig und schmutzig herumlaufen, wir geben uns soweit schon Mühe, dies zu vermeiden…Zwischendurch gibt’s mal eine Handwäsche, aber bei diesem Regenwetter wird’s mit dem Trocknen eine grosse Herausforderung…
…vom Winde verweht…mir stehen mal wieder fast alle Haare zu Berg…
In Brooks, einem Provinznest, lassen wir dann wieder einmal unser Auto volltanken und glücklicherweise überprüft der Tankwart Wasser, Öl, etc…alles beinahe leer….Wir hatten mal wieder Glück…Normalerweise fahre ich sooooooooooooooooolange, bis irgendetwas rot aufblinkt, raucht, oder gar nicht mehr fährt…aber ich werde mich in Zukunft davor hüten und vermehrt kontrollieren ;-)….denn dies könnte uns vor Schaden schützen…
Unterwegs erfuhren wir, dass in Brooks eine Stampede stattfindet und da es eigentlich auf unserer Route lag, lohnte sich sicherlich ein Abstecher…Es war cooooooooooooool…unser erstes Rodeo! Unglaublich und unvorstellbar zugleich, warum tun sich diese knackigen Cowboys dies an, sich auf diese störrischen Viecher zu setzen?!
…unglaublich wie hitzig und leicht bekleidet einige Frauen herumlaufen…Wir frieren trotz Fleece- und Regenjacke…
Im „Biergarten“ (eigentlich nur eine riesige Halle mit einem kleinen Ecken, wo es erlaubt ist, Bier zu trinken…wird kontrolliert!!!!)…kommen wir mit einem Farmer ins Gespräch. Voller Stolz erzähle ich ihm, dass ich auch auf einem Bauernhof aufgewachsen bin…unter anderem mit ca. 34 Kühen… Alberta, diese Provinz ist bekannt für Viehzucht und Viehhaltung. Er erzählt mir, dass er und sein Bruder ca. 900 Rinder besitzen!!! Was hier eher durchschnittlich ist…mir hängt der Kiefer fast runter…Eigentlich kann er das aber alleine bewirtschaften, da sich die Tiere ja auf der Weide befinden, entfällt somit ja auch das Melken und Stallausmisten und fressen können sie selbständig… Nach bereits 6 Monaten werden sie weiterverkauft, zT. Zum Schlachten und zT. für die Weiterzucht…
Traktoren sieht man in dieser Provinz nicht allzu oft. Hier fahren die Farmer einen riesen Pickup und das Kraftfutter oder die Spritzmittel/Dünger (was auch immer) werden direkt mit einem Lastwagen zur Weide gebracht…Für unsere CH Grössenverhältnisse unvorstellbar, aber hier bei diesen unglaublichen Weiten, verständlich…es sind einfach andere Dimensionen…
Dabei hätte ich doch für Mirco (ist zur Zeit im 1. Lehrjahr zum Landmaschinenmech.) so gerne die grossen John Deer’s fotografiert…tut mir leid Mirco, aber bei jedem kleinen, seltenen Exemplar, war ich in Gedanken natürlich bei dir!!! J…und in der Hoffnung und Erwartung, dass wir die Grossen schon noch sehen werden…